Renault Alpine A310 S

Nachdem ich mich einmal an einen Bericht über meinen Mini getraut hatte, wage ich es jetzt über ein weiteres Schmuckstück unserer kleinen Automobilsammlung zu schreiben.

Agathe, das ist unsere Renault Alpine A310 S.

Ich bin der Ansicht, dass Agathe wirklich einen Bericht verdient. Ich habe hier und in anderen Foren schon viele Autoberichte gelesen, die mehrheitlich auch sehr gut geschrieben waren aber die Autos sind für meinen Geschmack oft soooo langweilig.
Also für alle, die für ein bisschen ausgefallenere Autos etwas übrig haben, ein paar Infos über die Alpine und ihre Charaktereigenschaften:
Ich bin bisher relativ wenigen Leuten, die nichts mit Automobilen zu tun haben, begegnet, die sich unter diesem Auto überhaupt etwas vorstellen können. Das macht einen Teil des Reizes aus. Wenn wir über die Strassen brausen, folgen uns faszinierte Blicke und ständig werden wir gefragt, was das denn für ein Auto sei.


Die Alpine ist einfach zeitlos schön. Sie ist sehr flach (Spitzname die Flunder) und wirkt leicht aggressiv. Die S Version ist zudem breiter als die normale 310, daher wirkt sie noch dynamischer.
Meine erste Begegnung mit diesem Auto hatte ich 1985. Ich sah sie bei Renault in Düsseldorf. Schön, fast neu, rot und irre toll. Seitdem ging mir dieses Auto nicht mehr aus dem Kopf. Als ich 11 Jahre später meinen Mann kennen lernte, stellte sich schnell heraus, dass er schon lange auf der Suche nach einer gut erhaltenen Alpine war.
1997 im November war es dann soweit. Agathe war gefunden. In einem kleinen Ort am Bodensee wollten wir sie abholen. Kosten sollte sie DM 22.000.-.

 Technische Details

  • Baujahr 1983
  • Laufleistung 35.000 KM
  • 2,7l Hubraum
  • 150 PS
  • 1080 kg Leergewicht
  • 220 KmH Spitze
  • 0-100 7,8 Sekunden
  • Sechszylinder V-Motor / 90° Zylinderwinkel
  • Karrosserie glasfaserverstärktes Polyesterharz auf Zentralrohrrahmen-Chassis
  • Motor befindet sich im Hecküberhang hinter der Hinterachse
  • vorne und hinten Einzelradaufhängung
  • Bremsen vorne und hinten mit belüfteten Scheiben
  • Reifen: vorne 205/20 ZR15, hinten 285/40 ZR15
  • Verbrauch 12,5l / 100 km

Gleich bei der Besichtigung war uns klar, dass das Auto in sehr gutem Zustand war. In strahlendem Weiss stand sie vor uns. Die Probefahrt bestätigte diesen Eindruck und so war der Deal perfekt.

Innenraum

Die Alpine hat 4 Sitze, die aber nicht unbedingt alle bequem besetzt werden können. Man muss schon recht gelenkig sein, um sich zu den hinteren Sitzen durchzuwinden. Die Fussfreiheit hinten ist auch wirklich nur was für kleine Menschen, obwohl wir auch schon mal zu fünft gefahren sind (nicht zu empfehlen). Die Vordersitze sind bequem und bieten viel Beinfreiheit. Durch die halb liegende Position, finde ich das sehr gemütlich. Für einen sportlichen Fahrer bieten die Seriensitze nicht genug Seitenhalt. Die Serienbezüge sind aus Velours und bei einem weissen Modell, wie unserem in Beige gehalten. Das variiert je nach Wagenfarbe. Das Armaturenbrett ist sehr schön in Wurzelholz gehalten und die Instrumente sind Orange auf schwarzem Hintergrund.

Beim Kauf zu beachten

Rost ist wegen der Kunststoffkarosserie und dem Edelstahlrahmen kein großes Problem der Alpine. Man sollte jedoch genau darauf achten, dass die Karosserie keine Risse aufweist. An der hinteren, oberen Aufnahme der Stossdämpfer sollte sich kein Rost befinden. Die Modelle ab 1982 sind empfehlenswerter, weil die Vorderradaufhängung und die Bremsanlage verbessert wurde. Im Zweifelsfall, hilft ein Mitglied des Alpineclubs (siehe unter Clubs und Aktivitäten) sicher auch gerne weiter. Preislich liegen die Autos heute zwischen EUR 7.500,00 und 12.000,00.

Ersatzteile

Renault lässt die Alpinefans mit der Ersatzteilbeschaffung ziemlich im Regen stehen.
Bewährt haben sich die Firmen Treico GmbH in Gelsenkirchen, und Simon Automobiltechnik in Niederkassel-Ranzel.
Als Werkstatt hat sich Ulli Seelhorst in Neuss bewährt.

Geistiger Vater und Auflage

Der Vater und Erfinder der Alpine ist der Franzose Jean Redele, dem im in Dieppe auch eine Strasse gewidmet wurde. Gebaut wurde die Alpine A310-V6 von 1976-1984. Es gab insgesamt 9276 Exemplare, wobei von der S Variante aber nur ca. 600 Stück gebaut wurden.

Clubs und Aktivitäten

Der grösste und einzige überregionale Club in Deutschland ist der Alpineclub Le Turbot in Nürnberg. Die Clubzeitung Alpine Post ist sehr informativ und hochwertig und gibt Einsteigern viele nützliche Tipps und Adressen. Für Norddeutschland gibt es noch die Alpine IG-Norddeutschland in Schiffdorf.
Zum zweiten Club habe ich keine Erfahrungen.
Le Turbot organisiert jedes Jahr einige tolle Veranstaltungen in und ausserhalb Deutschlands. Dazu gehören verschiedene Fahrerlehrgänge, u.A. in Hockenheim, Parkplatztreffen am Nürburgring, Ausfahrten in Österreich und in der Schweiz und vieles mehr.
Die Website des Internationalen Clubs R.A.C.I. bietet interessante Infos.

Stärken und Schwächen

Die Alpine besticht durch ihr exotisches Aussehen und sehr agiles Fahrverhalten. Besonders auf kurvigen Landstrassen kommt das sehr wirkungsvoll zur Geltung. Das Basiskonzept ist sehr ähnlich dem Porsche 911 aber das Automobil ist wesentlich individueller. Die Verarbeitung von Renault lässt etwas zu Wünschen übrig und die schlechte Ersatzteilversorgung trübt die Freude ebenfalls etwas.

Schlusswort

Seit Anfang März fährt Agathe wieder. Es ist toll, den satten Sound wieder zu hören und die Blicke der Leute zu sehen.
Es macht großen Spass, dieses Auto zu fahren aber damit man wirklich etwas davon hat, sollte man sich grundsätzlich ein bisschen für Automobilveranstaltungen interessieren. Wenn beim Parkplatztreffen 40 oder 50 dieser relativ seltenen Autos zusammenkommen, dann gibt das schon Gänsehaut.

Vielen Dank für Euer Interesse und herzliche Grüsse,
Petra (Schuebsi) / 01.07.2002